Das Ähmseltal
Weit hinter den Sternen, im sagenumwobenen Reich der Phantasie, von dem uns die Träume Geschichten erzählen, liegt irgendwo das Ähmseltal. Es ist ein wundersamer Ort und genauso wundersam ist alles, was dort geschieht.
Dort schnaucht und schmalft es aus allen Winkeln, denn hinter den Hügeln und Feldern leben Geschöpfe, wie Du sie noch nie gesehen hast: laufende Pflanzen, riesige Dinosaurier, sprechende Pilze und träumende Steine. Auch ein paar Menschen hausen dort und Störche krähen von früh bis spät.
Ein kleines Stück Planet
Vor langer Zeit soll das Ähmseltal Teil eines großen runden Planeten gewesen sein, der sich in den warmen Strahlen der Sonne gebadet hatte. Tiefe Gewässer und hohe Gebirge hatten seine Oberfläche bedeckt. Doch dann war etwas Schreckliches geschehen!
Aus dem Innern des Planeten fraßen sich unaufhaltsame Ähmselwürmer bis an die Oberfläche, denn sie waren hungrig, und dann tranken sie die Meere und Seen aus, denn durstig waren sie auch. Ihr unersättlicher Hunger ließ sie fast den ganzen Planeten aufressen. Nur einen kleinen Brocken haben sie übriggelassen und dies ist unser Ähmseltal.
Das Zentrum der Welt
Seiner bescheidenen Größe zum Trotz saugt der kleine Erdklumpen alles in seinen Bann. Die Schwerkraft des Ähmseltals ist unvorhersehbaren Schwankungen unterworfen und steigt gelegentlich ungeheuer hoch, sodass es die Laufbahnen der anderen Planeten durcheinanderbringt. Wo das Ähmseltal auftaucht, ist für Trubel gesorgt.
So kam es, dass unser süßes kleines Tal zum Zentrum der Galaxie auserkoren wurde. Von überall besuchen Aliens und Lebensformen jeglicher Art das ulkige Stück Erde. Manche verbringen dort ihren Urlaub, andere begeben sich auf eine Exkursion durch die ungewöhnliche Tier- und Pflanzenwelt und Oberhäupter wichtiger Himmelskörper treffen sich im Ähmseltal zu politischen Anlässen. Die einzige Stadt, die der Planetenbrocken zu bieten hat, droht aus allen Nähten zu platzen.
Der Untergang der Sonne
Doch wie viele phantastische Orte hat auch der ähmsische Kosmos eine Schattenseite. Ein großes Dunkel hat die Sonne verschluckt und erobert das All. Wo früher Sonne und Mond Wunder vollbrachten, schweben nun gigantische Scheinwerfer und simulieren den Tag und die Nacht. Ob die Sonne jemals wieder aufgehen wird? Ein bitterer Kampf um das letzte natürliche Licht lässt den Frieden der Planeten auseinanderbrechen.
Vergessene Wunder
Als die Sonne noch geschienen hatte, war der ähmsische Kosmos ein Ort voller Zauber gewesen. Ein dichtes Geflecht aus funkelnden Fäden hatte sich um die Realität gesponnen. Dies war das funklebunte Ähm, der Stoff, aus dem Wunder gewebt sind. Geboren aus der Sonne wurde es zum Ursprung sagenhafter Erzählungen. Doch jene Geschichten sind alt. Staubige Legenden, nichts weiter als Mythen, das verhallende Echo einer verwunschenen Zeit. Es sind solche Geschichten, für die wir taub geworden sind. Die wir für erfunden halten, weil sie eben unglaublich klingen.
Doch was, wenn sie wahr sind?
Von der Suche nach dem Ähm handelt mein Buch Asbeston. Es erzählt von vergessenen Wundern, von Schatten und Licht, von Freundschaft und von der unscheinbaren Gabe des Zuhörens. Denn wer Antworten sucht, muss das Zuhören lernen. Sich abends ans Fenster setzen und lauschen auf die leisesten Töne der Welt. Wenn Du innehältst und behutsam horchst, kannst auch Du es hören. Das Flüstern einer verzauberten Wirklichkeit. Diese unbestimmte Gewissheit, dass uns mehr umgibt, als wir sehen. Es ist das, was man meint, wenn man sagt: »Etwas liegt in der Luft«. Dies ist das Ähm.